Eins, zwei, drei (Egy, kettö, három) von Franz Molnar Plakat Fotos
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Büro des Bankpräsidenten, Wien - 1930
Franz Molnar, der Zauberer der Bühne, und Max Pallenberg, der Jongleur der Sprache, waren eng befreundet. Doch ihre Lebensgewohnheiten waren grundverschieden: Molnar zum Beispiel reiste am liebsten in einem langsam trottenden Einspänner – Pallenberg mit dem Flugzeug. „Dein Geschwingikeitsfimmel ist mit unheimlich“, klauge Molnar und bekam zu Antwort: „Aber Feri, übertreib doch nicht! Tempora mutantur – und wenn die das nicht gefällt, warum schreibst du nicht ein Stück darüber?“ Molnar fiel eine Skizze ein, in der er früher einmal über das moderne Tempo gewitzelt hatte. „Und wann wird das Stück fertig sein?“ wollte Pallenberg wissen, „ich fliege am Samstag nach Hamburg und hätte es gerne mitgenommen“. „In vier Tagen? Dankeschön! Ich bin kein Rennpferd“, brauste Molnar auf. Nach drei Tagen war er mit dem Einakter fertig:
Bankdirektor Daimler sieht sich vor eine schwierige Aufgabe gestellt: Lydia, die ihm anvertraute Tochter eines amerikanischen Geschäftsfreundes, gesteht ihm um drei Uhr nachmittags, dass sie heimlich den Taxichauffeur Anton Fuss geheiratet hat und ein Kind von ihm erwartet, ihre nichtsahnenden Eltern aber in einer Stunde am Bahnhof eintreffen werden. Zur Rettung seines Ansehens und seiner Geschäftsverbindung bleibt Daimler nichts anderes übrig, als den Taxichauffeur innerhalb einer Stunde in einen idealen Schwiegersohn zu verwandeln. Das Zauberkunststück gelingt: eins, zwei, drei – aus Anton Fuss wird Graf Dubois-Schottenburg, aus dem Taxichauffeur der Direktor einer Autofabrik, aus dem sozial-radikalen Parteimitglied ein Mitglied des Golfklubs, und als Zugabe auch noch ein Generalkonsul…. Nicht ganz freiwillig, aber aus Liebe zu seiner Frau!
Franz Molnar wurde am 12. Jänner 1878 in Budapest unter dem Namen Ferenc Neumann als Sohn eines jüdischen Arztes geboren. Er studierte Jus, wurde Journalist und begann, Feuilletons, Erzählungen und Romane zu schreiben, die wegen ihres flotten Stils sehr beliebt waren. Im ersten Weltkrieg war er Kriegsberichterstatter. Nach dem gesellschaftspolitischen Umsturz 1918 verließ er Ungarn und lebte in Wien. Von hier emigrierte er 1940 nach New York, wo er am 1. April 1952 starb.
Franz Molnar ist der bekannteste ungarische Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Mit sicherem Gefühl für bühnenwirksame Effekte schrieb er international verspielte Gesellschaftskomödien (Der Schwan, Spiel im Schloss, Eins, zwei, drei, Olympia, u.a.m.), seinen Ruhm verdankt er aber vor allem dem volksstückartigen Drama „Liliom“.